Lesezeit: 3 MinutenDas Thema Romance Scammer und Heiratsschwindler haben wir schon mehrmals behandelt. So zum Beispiel im Blogbeitrag über Heiratsschwindler aus Afrika. Die meisten von den Scammern sitzen tatsächlich in Afrika, manche in Asien, wenige in Europa. In Afrika sind es Ghana und Nigeria, die dominieren. In Asien ist es hauptsächlich Malaysia und in Europa Länder aus dem ganz fernen Osten.
In der überwiegenden Zahl der Fälle sind es männliche Täter. Allerdings nimmt die Zahl der Liebesbetrügerinnen in jüngster Zeit deutlich zu.
Die angeforderten Gelder sollen fast immer nach Ghana, Nigeria oder Malaysia geschickt werden. Meist geht das Geld per Western Union. Dazu werden dann merkwürdige Namen und Adressen angegeben, oft in Accra. Eher seltener sind Überweisungen auf Bankkonten in aller Welt.
Die Informationen zu Banküberweisungen sehen dann zum Beispiel so aus:
CIMB Bank Account name: Silvarajoo a/I Appavoo Account Number: 7001837108 Swift Code: CIBBMYKL Branch Address: Wisma Jayanita, 64, jalan Raja Muda Abdul Aziz, Kampung Baru, 50300 Kuala Lumpur , Wilayah Persekutuan, Malaysia
Natürlich sind die Kontoinhaber nie die Personen, mit denen man geschrieben hat. Wer steckt überhaupt hinter den Betrügereien? Meist ganze Organisationen mit "geschulten" Mitarbeitern, die das Betrügen als gut bezahlten Vollzeitjob haben.
Was aber, wenn man gezahlt hat? Gibt es eine Chance auf Rechtsverfolgung?
Die Strafverfolgung in afrikanischen Ländern ist fast nie möglich. Es gibt einige wenige Fälle, die vermutlich als Vorwand von der Justiz in Afrika bearbeitet wurden, um zumindest so zu tun, als würde man sich kümmern. Das ist aber in den meisten Betrügereien nicht wirklich der Fall.
Immerhin bringen die Scammer wichtige Devisen ins Land, die letztlich auch im Land ausgegeben werden. Gut fürs Bruttosozialprodukt des Landes könnte man sagen. Warum diese sprudelnde Geldquelle unterbinden? Also wahrt man den Schein und verfolgt juristisch nur einige wenige Fälle.
Kann man Betrüger nach Deutschland locken?
Anders sieht es aus, wenn es gelingt, einen Betrüger nach Deutschland zu locken. Meist sind das zwar nicht die Personen, die zuvor den Betrug eingefädelt haben.
Jene, die täglich chatten, sitzen daheim und kommen nicht nach Deutschland. Aber Mitglieder der Banden sitzen in fast allen Ländern der Welt und warten auf ihren "Einsatz". Den haben sie bei Opfern, die zwar zahlungskräftig und auch zahlungswillig sind, die aber nach bereits mehrmals gezahlten Summen irgendwann nur noch weiter zahlen möchten, wenn sie jemanden zu Gesicht bekommen.
Angebliche Diplomaten regeln die geldlichen Dinge
Dann schlägt die Stunde der "Diplomaten". Diese sind immer wieder Bestandteil der Betrügereien. Sie helfen angeblich, Gold außer Landes zu bringen, eine wertvolle Box mit den Habseligkeiten des Mannes nach Deutschland zu verschiffen und ähnlichen Aktionen. Natürlich kostet das immer Geld und Gebühren. Bei ganz resistenten Opfern tauchen die vorgeblichen Diplomaten dann persönlich auf und nehmen Geld entgegen.
Dazu nutzen die Banden oft Landsleute, die hier in Deutschland eine mehr oder weniger erfolgreiche kriminelle Laufbahn eingeschlagen haben und Helfer der Betrüger werden. Zwar sind es eher kleine Räder im Gefüge, aber sie gehören dazu.
Polizei kann Mittäter festnehmen
Und diese kleinen Mitmacher können zur Rechenschaft gezogen werden. Immer wieder kommen Fälle ans Tageslicht, bei denen die Opfer mit Unterstützung der Polizei Mittäter in eine Falle gelockt haben. In konspirativer Form verabreden sich Opfer und Diplomat. Kommt es zur angeblichen Geldübergabe, schnappt die Falle zu. Die Polizei nimmt dann die Mittäter fest.
Der Haken - die Haupttäter werden natürlich nicht geschnappt. Sie machen kräftig weiter. Am Haken sind nur die kleinen Lichter. Aber immer noch besser als würde niemand geschnappt. Soviel Freude muss sein.
Erfolgreiche Festnahmen durch die deutsche Polizei
So wurde zum Beispiel am 28.06.2016 am Bahnhof in Nördlingen ein angeblicher Diplomat von der Polizei auf frischer Tat verhaftet. Der Mann unbekannter Herkunft wollte gerade eine große Summe an Bargeld entgegen nehmen. Dafür sollten eine Geldbox und Gold eines angeblich in Syrien stationierten britischen Soldaten nach Deutschland verschafft werden. Das Opfer hatte schon fünfstellige Beträge gezahlt und wurde irgendwann skeptisch. Ob sie ihr Geld jemals wiedersehen wird, ist unwahrscheinlich.
Im November 2012 konnte die Polizei in Göttingen 2 Mitglieder der Nigeria Connection festnehmen. Beide hatten als Liebesbetrüger zusammen mit anderen Bandenmitgliedern schon etwa 240.000 Euro von einer Frau ergaunert.
Es gibt eine Reihe weiterer Fälle, in denen die Polizei in Deutschland die Täter festnehmen konnte. Doch angesichts von zig-tausenden von Fällen pro Jahr alleine in Deutschland ist das nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein. Aber immer noch besser als gar nichts.
Die wirklichen Täter sitzen im fernen Ausland. Und da kann die deutsche Polizei nichts machen. Amtshilfe? Meist Fehlanzeige. Da ist nicht wirklich viel Hilfe zu erwarten. Unser Rat als Detektei: Erst gar nicht mit unbekannten Chat-Anfragen aus dem Ausland abgeben. Sofort löschen ist die beste Idee.