Lesezeit: 3 MinutenEs gibt in der Tagesarbeit von Privatdetektiven immer wieder einmal Fälle, die auch einen gestandenen Ermittler sehr berühren. In etwa 35 Berufsjahren habe ich als Autor dieses Artikels viel erlebt und mitbekommen. Bei bestimmten Dingen stumpft man automatisch ab. Das ist ganz ähnlich wie bei einem Arzt, der einem Patienten sagen muss, er habe Krebs. Diese für den Einzelnen furchtbare Mitteilung macht der Arzt vielleicht mehrmals pro Tag oder Woche. Dass dabei eine gewisse Abstumpfung eintritt, und der Arzt selber nicht mehr mitleidet, ist nachvollziehbar.
Ganz ähnlich ist es bei Detektiven zu sehen. Die Fälle bestürzen die betroffenen Personen, doch der Ermittler betrachtet sie als berufliche Dinge. Und trotzdem gibt es Sachverhalte, die einem an die Nieren gehen. Einer dieser besonderen Fälle ist die Suche nach Pierre Pahlke.
Pierre Pahlke verschwand im September 2013 in Essen
Pierre Pahlke ist ein junger Mann, der im September 2013 unter bis heute ungeklärten Bedingungen schlichtweg wie vom Erdboden verschluckt wurde. Der Vermisste lebte in einer Wohnung in der Heimstatt Engelbert in Essen. Videoaufnahmen belegen, dass er am Tag seines Verschwindens noch in einem Markt einkaufen war. Am 17. September 2013 wurde er zuletzt zwischen 19.15 und 20:00 Uhr in dem Penny-Markt, Ernestinenstraße in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Danach verliert sich jede Spur.
Tragisch ist die Sache besonders dadurch, weil Pierre Pahlke geistig behindert ist. In seiner Entwicklung ist er auf dem Stand eines fünf- bis sechsjährigen Jungen stehen geblieben. Die Polizei hatte alles was denkbar ist unternommen, um eine Spur von Pierre Pahlke zu finden. So wurden sogar spezielle Hunde, so genannte Man-Trailer, eingesetzt. Diese sind so ausgebildet, dass sie der Spur einer Person über lange Strecken folgen können, selbst wenn diese Person in einem Fahrzeug gesessen hat.
Die Suche der Hunde führte die Polizei bis in die Niederlande. Dort verlor sich schließlich die einzige und letzte Spur. Die Familie von Pierre Pahlke gab die Hoffnung nicht auf. Darum begab sich ein Privatdetektiv nach Amsterdam, um dort in den einschlägigen Bars, Coffeeshops, Bistros und sonstigen Gaststätten zu recherchieren. In dem Zusammenhang wurden hunderte von Flugblättern aufgehangen und verteilt, die allesamt mit einem Foto von Pierre Pahlke versehen waren. Auf diesen Flugblättern wurde eine Belohnung von 20.000 € ausgelobt für sachdienliche Hinweise, die zum Auffinden von Pierre Pahlke führen.
Zeugen wollen den Vermissten in Amsterdam gesehen haben
Im Zuge der Ermittlungen nach der vermissten Person fanden sich in dem Coffee-Shop Saloon Smoking Bull dann tatsächlich zwei Zeuginnen, die unabhängig voneinander bestätigten, Pierre Pahlke gesehen und kurz mit ihm gesprochen zu haben. Beide wollten die gesuchte Person eindeutig wiedererkannt haben. Eine neue heiße Spur?
Die Gaststätte verfügte über eine Videoüberwachung. Tatsächlich war es nun Aufgabe der Polizei, hier zu prüfen, ob auf der Videoüberwachungsanlage vielleicht Pierre Pahlke zu sehen ist. Privatdetektive hätten keinen Zugang zu den Aufnahmen bekommen.
Die Polizei nahm sich der Spur und befragte erneut die Zeuginnen. Nach eingehender Analyse und Gesprächen mit den Zeuginnen stellte sich jedoch heraus, dass diese sich in ihrer Auffassung vermutlich geirrt hatten, da die Person, mit der sie gesprochen hatten, in Englisch mit ihnen kommuniziert hatte. Nach Meinung eines Gutachters sei es jedoch nicht möglich, dass Pierre Pahlke in der Zeit von September 2013 bis November 2015 die englische Sprache soweit gelernt haben könne, um sich mit anderen Personen darin zu unterhalten. Dazu reichten aufgrund seiner geistigen Behinderung die Möglichkeiten nicht aus.
Fahndung Deutschland griff das Thema auf
Auch wenn diese Spur im Sande verlief, soll trotzdem nicht aufgegeben werden. Auf Vermittlung unserer Detektei nahm sich das Fernsehformat Fahndung Deutschland auf SAT1 dem Thema an. In einem ausführlichen Filmbeitrag am 01.06.2016 kamen sowohl die Familie von Pierre Pahlke und ein ausführender Detektiv zu Wort. Die Öffentlichkeits-Fahndung hat schon in so manch einem Vermisstenfall einen Durchbruch gebracht. Eine Personensuche lässt sich durch zufällige Zeugen manchmal in die richtige Richtung lancieren, wobei diese Suche anders abläuft, als wenn man einen Freund von früher sucht.
Belohnung im Fall Pahlke jetzt bei 30.000 Euro
Weiter hofft man auf Zeugen, die Pierre Pahlke im September 2013 gesehen haben. Die Familie des Vermissten hat die Belohnung inzwischen auf 30.000 € erhöht. Wer sachdienliche Erkenntnisse zum Verbleib von Pierre Pahlke nach dem 17.09.2013 hat, kann sich an jede Polizeidienststelle oder unsere Detektei wenden. Wir geben die Informationen unverzüglich an die Familie des Vermissten weiter, um Hand in Hand zu überprüfen, ob die Spur erfolgversprechend ist.